RP | 05.12.2020
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Etwas durchschnaufen kann auch Robert Bossmann im Januar. „Wir verreisen im Winter zwar nicht, dennoch handelt es sich um die ruhigsten Wochen im Jahr“. sagt der Landwirt aus Baumberg. „Ruhig“, das heißt nach Worten seiner Frau Sabine: „Mein Mann arbeitet dann so viel wie andere bei Normalpensum.“ Da weder Aussat noch Ernte anstehen, bleibt auf dem Neuverser Hof nahe der Stadtgrenze zu Düsseldorf mehr Zeit für Büroarbeit und Reparaturen. Und für die Familie! Drei Töchter haben die Bossmanns. „Wir machen Ausflüge, gehen
Schlitten fahren und solche Sachen“, freut sich der Vater. Außerdem sind da noch drei Attraktionen gleich vor der Haustür: „Wir haben drei Ziegen im eigenen Garten, nicht als Nutztiere, sondern zum Vergnügen. Sie sind so etwas wie unsere natürlichen Rasenmäher“, sagt Robert Bossmann. Die von ihm angebauten Feldfrüchte – Erdbeeren, Spargel, Raps, Weizen und Zuckerrüben – verlangen derzeit keine Aufmerksamkeit. Gegenmaßnahmen gegen Kälteschäden seien nur bei extremen Minustemperaturabstürzen zu treffen.
Auch auf einem Bauernhof müssen es nicht immer Nutztiere im wirtschaftlichen Sinne sein: Familie Bossmann aus Monheim hat für Ihre Ziegen jetzt etwas mehr Zeit als sonst. Von links: Robert, Sabine, Charlotte, Luise und Helene. RP-Foto: Matzerath
Lokalzeit Bergisches Land | 17.05.2016 | Verfügbar bis 24.05.2016 | WDR
"Sehr weh" tut Bossmann, dass er demnächst seine Verkaufsstelle an der Düsseldorfer Straße (L 219, ehemals B 8) in Langenfeld aufgeben muss. "Hier ist der Umsatz fünfmal so hoch wie an jeder anderen Stelle, weil das dahinter liegende Spargelfeld (ein Hektar) sehr werbewirksam ist und der Stand gut sichtbar und anzufahren ist." Die bisherigen Eigentümer haben die Fläche in Zusammenhang mit dem geplanten Neubaugebiet am Gartencenter Berghausener Blumentopf bereits 2013 verkauft. Bossmann hofft, dass sich die Bauarbeiten noch verzögern, damit er sie wenigstens diese Saison noch nutzen kann. Unterdessen sucht er einen Ersatzstandort in der Nähe mit einem Strom- und Wasseranschluss für die Spargelschälmaschine.
Um das vor drei Jahren hart umkämpfte Baumberg-Ost ist es inzwischen sehr ruhig geworden. Die Bürgerinitiative schweigt, weil die Anwohner von dem nach Norden verschobenen Neubaugebiet nicht mehr betroffen sind. "Die Anwohner des Landecker Weges sind offenbar nicht so gut vernetzt", vermutet Bossmann. Durch das Neubaugebiet gehen ihm persönlich vier bis 4,5 Hektar Ackerfläche verloren. "Eigentlich sogar acht, denn der benachbarte Landwirt, mit dem ich im Rahmen der Fruchtfolge Flächen tausche, muss 3,5 Hektar abtreten."
Insgesamt verfügt er in Baumberg-Ost für seine 14 Hektar umfassende Erdbeerkultur nur noch über 30 Hektar Fläche – zu wenig, um eine vernünftige Fruchtfolge hinzubekommen. Die Urdenbacher Kämpe, wo Bossmann Getreide, Raps und Rüben anbaut, eigne sich wegen der Überschwemmungsgefahr nicht für Sonderkulturen wie Erdbeeren und Spargel. "Bei mehreren Tagen unter Wasser würden nicht nur die Früchte verfaulen, sondern auch die mehrjährigen Pflanzen absterben, dann würde der Ernteausfall auch das nächste Jahr betreffen."
Kampflos gibt der Landwirt daher nicht auf: Die ihm bereits gekündigten Pachtflächen im Bereich des Neubaugebietes werde er bis zuletzt nutzen. Und da der Bürgermeister und Peto inzwischen unverhohlen von einem ersten Bauabschnitt sprächen, rechnet Bossmann fest damit, dass er auch um die zehn bis zwölf Hektar fürchten muss, die sich im Süden an den Waldbeerenberg anschließen. Mit der Kirchengemeinde habe er seinen Pachtvertrag, der 2017 ausgelaufen wäre, inzwischen "deutlich verlängert" und seine Pacht erhöht. "Wenn die Kirche möchte, kaufe ich zu dem damals gebotenen Preis." Denn neben dem Flächenverlust, der existenzgefährdend für seinen Betrieb wäre, fürchtet er, dass er wegen der frühmorgendlichen und abendlichen Lärmimmissionen, die vom Neuverser Hof ausgeht, auch in seinen Betriebszeiten eingeschränkt werden könnte. Der Stadtverwaltung Monheim wirft Bossmann vor, dass ihre Bemühungen, Baulandreserven innerhalb des Stadtgebietes mittels eines Katasters zu mobilisieren, nur halbherzig seien. "Man wartet ab, was kommt." Der 45-Jährige schlägt vor, die großen Hinterlandgrundstücke in Baumberg auf Rentenbasis zu erwerben, bis die alten Eigentümer gestorben oder ausgezogen sind und die alten, meist abgängigen Häuser abgerissen werden können. "Das wäre auch eine wertbeständige Geldanlage für die Gewerbesteuereinnahmen." Für eine Verschwendung von Steuergeldern hält Bossmann dagegen die Aufgabe der sanierten alten Bezirkssportanlage. "Die könnte doch noch zehn Jahre betrieben werden, bis 2024 der Kielsgraben bebaubar ist." CDU und FDP, die immer für diesen Sport-Standort eingetreten seien, hätten die neue Bezirkssportanlage in Baumberg-Ost nur akzeptiert, weil der Bürgermeister daraus ein Paket mit dem Wohngebiet geschnürt und darüber zusammen habe abstimmen lassen.
Robert Bossmann
Neuverser Hof
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